Mutismus Beratung Schweiz

Psychopharmaka bei Mutismus?

Informationen zu Psychopharmaka und MUTISMUS

Die Frage nach SSRI/Psychopharmaka beschäftigt immer mehr Eltern. In den Medien wird dies häufig als notwendige therapeutische Maßnahme deklariert. Im Vergleich zu den Vorjahren erleben wir z.Zt. in den Beratungsgesprächen verstärkt die Frage nach SSRI/Antidepressiva. Aus diesem Grunde stellen wir Ihnen klärende und hilfreiche Informationen zur Verfügung.

SSRI, wie z.B. Fluoxetin, kann in den Ländern der EU Kindern ab dem 8. Lebensjahr verordnet werden. In der Schweiz ist eine Verordnung ab dem 18. Lebensjahr möglich.

Immer mehr Kinder erhalten Psychopharmaka, so lautet die alarmierende Nachricht aus dem Zeitschrift „Kinder-Spezial“ Ausgabe 48

Wir zitieren: Zwischen 2005 und 2012 habe der Anteil der Kinder und Jugendlichen, die mindestens ein Antipsychotikum erhielten, um 41 Prozent zugenommen, berichten die Forscher. Der Anstieg sei vor allem auf Verordnungen von so genannten atypischen Antipsychotika wie Risperidon und Quentiapin zurückzuführen (+ 129 Prozent) und er betreffe vor allem die 10 bis 19-jährigen männlichen Jugendlichen. Risperidon ist zur symptomatischen Kurzzeitbehandlung von anhaltenden Aggressionen und Verhaltensstörungen ab einem Alter von fünf Jahren bei verzögerter mentaler Entwicklung zugelassen; Quentiapin (9.5 % der Verordnungen) hat keine Zulassung für die Behandlung von Kindern und Jugendlichen.

Das am häufigste verschriebene Psychopharmaka Risperidon wurde in 61.5 Prozent der Fälle bei ADHS verordnet und bei 35.5 Prozent wegen Störungen des Sozialverhaltens, obwohl es für diese Diagnosen nicht zugelassen ist und auch die Leitlinien diese Medikation nicht empfehlen. Als mögliche Ursache vermuten die Forscher ein intensives Marketing, das dem Arzt ein günstigeres Nutzen-Schaden-Verhältnis suggeriere und einen Vorzug einer medikamentösen gegenüber einer psychotherapeutischen Behandlung belegt sei. Mutismus heilbar Psychopharmaka

EMA warnt vor SSRI/NaRI bei Kinder und Jugendlichen

„Die europäische Zulassungsbehörde EMA (European Medicines Agency) hat die Bewertung zu Antidepressiva aus der Gruppe der Selektiven Serotonin-Wiederaufnahme Inhibitoren (kurz SSRI genannt) und der Noradrenalin-Wiederaufnahme Inhibitoren (NaRI) abgeschlossen.

Die EMA empfiehlt den Zulassungsbehörden der Mitgliedsländer stärkere Warnhinweise beim Einsatz dieser Medikamente bei Kinder und Jugendlichen zu veranlassen.


Die EMA empfiehlt jetzt, dass detailliert auf das mögliche Risiko von Suizidversuchen  (Selbstmordversuche) oder -gedanken oder feindliches Verhalten (Aggression, oppositionelles Verhalten oder Wut) als Folge der Einnahme hingewiesen wird. Die deutschen Fachinformationen haben derzeit in der Regel den Hinweis, dass der Einsatz mangels klinischer Erfahrungen unterbleiben sollte. Die Hinweise sollen in den Fachinformationen zu Medikamenten mit den Wirkstoffen Italopram, Escitalopram, Fluoxetin, Fluvoxamin, Mianserin, Milnacipran, Mirtazapin, Paroxetin, Reboxetin, Sertralin und Venlafaxin erscheinen.

 FDA (The Food and Drug Administration) – Warnung 2003: Berichte über Suizidalität bei Kindern, die mit Antidepressiva wegen schwerer Depression behandelt werden.

FDA aus USA macht auf die Fallberichte über die Suizidalität bei Kindern, die mit Antidrepressiva wegen schwerer Depression behandelt werden, aufmerksam,. Während Suizidalität bei Patienten mit schweren Depressionen nicht selten vorkommt, haben sich Fallberichte über Suizidalität bei Kindern unter Antidepressiva, im Vergleich zur Plazebobehandlung in der gleichen Patientengruppe, vermehrt.

 

Interview zum Thema Psychopharmaka bei Kindern und Jugendlichen

Auszug aus einem Interview mit Prof. Dr. Hegerl, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Leipzig 2008

Süddeutsche.de: Auf der anderen Seite sind die Mittel aber stark in die Kritik gekommen, weil sie unter Kindern und Jugendlichen das Selbstmordrisiko erhöhen sollen.

Hegerl: In Studien mit Kindern und Jugendlichen wurde festgestellt, dass es während der Behandlung mit Antidepressiva zu mehr Suizidgedanken und zu selbstschädigendem Verhalten gekommen war. Tatsächlich umgebracht hatte sich kein einziger der Studienteilnehmer. Es wurde natürlich zu Recht darauf hingewiesen, dass man bei Kindern und Jugendlichen vorsichtig sein muss. Die Wirksamkeit der Mittel ist bei Kindern und Jugendlichen außer für Fluoxetin (Prozac) auch nicht belegt. Aber nach den Berichten über die Studie waren Hausärzte und Eltern verunsichert. Die Verschreibungen gingen in den USA um mehr als 20 Prozent zurück. Und danach kam es in der betroffenen Altersgruppe erstmals seit vielen Jahren zu einem steilen Anstieg der Selbstmordrate.

Mutismus Beratung Psychopharmaka depressiver Junge mit gesenktem Blick sitzt auf einer Parkbank 
 

Wissenswertes zu Psychopharmaka

 
Serotonin ist ein Botenstoff, wirksam u.a. im Gehirn (Neurotransmitter). Es wird  auch als „Glückshormon“ bezeichnet, da es bei guter körperlicher und seelischer Verfassung vermehrt vorkommt, bzw. bei depressiver Verstimmung eine niedrigere Konzentration gemessen wird. Eine Steigerung des Serotoninspiegels führt zu Stimmungsaufhellung. Seine Wirkung entfaltet das Serotonin maßgeblich im synaptischen Spalt, also im Übergangsraum von Nervenzelle zu Nervenzelle.

Die Serotoninwiederaufnahmehemmer (SSRI) sollen verhindern, dass Serotonin aus dem Spalt wieder in die Zellen aufgenommen wird. Hierdurch wird der ursprüngliche Mangel nicht behoben. Eventuell fehlt dem Körper dadurch sogar der Impuls Serotonin zu bilden. Reduziert sich der Impuls und wird das Mittel abgesetzt, ist es denkbar, dass sich die psychische Verstimmung stärker zeigt (wie oben beschrieben). Daher ist die Behandlung von SSRI meist auf längere Zeit ausgerichtet, denn, so schreibt das klinische Wörterbuch Pschyrembel zu SSRI: „Wirkungseintritt erst nach mehreren Wochen.“

Welche Langzeitwirkung SSRI auf die seelische und körperliche Entwicklung von Kindern bewirkt, ist nicht einzuschätzen.

Süddeutsche Zeitung vom 21. August 2008 „Kinder als Versuchskaninchen“

„… Arzneimittel müssen vor der Marktzulassung, egal in welchem Land, auch an Menschen getestet werden. Medikamente an Kindern zu testen, ist für die Pharmaindustrie allerdings noch relativ ungewohnt. Es ist noch nicht lange her, dass selbst Säuglinge wie Erwachsene behandelt wurden und nur weniger Wirkstoff verabreicht bekamen. Die Erkenntnis, dass Patienten im Baby-Alter mitunter ganz andere Medikamente benötigen, eröffnete den Pharmaherstellern einen neuen Markt, zwang sie aber auch zu Tests an Kindern. Weil sich aber in den Industrieländern kaum Eltern finden lassen, die bereit sind, ihre Kinder für solche Versuche zur Verfügung zu stellen, weichen die Konzerne in ärmere Länder aus….“