Ausschlussdiagnosen bei Mutismus
nach ICD 10 (Remscheidt et al., 2006) sind Ausschlussdiagnosen:
akinetischer Mutismus
Dem akinetischen Mutismus geht in der Regel eine Verletzung des Gehirns voraus. Entweder ist das Frontalhirn oder der Gyrus cinguli beschädigt. Der Gyrus cinguli ist ein Anteil des Endhirns und zählt zum limbischen System. Diese Bereiche des Gehirns nehmen insbesondere bei einem Schlaganfall mit beidseitigem Verschluss der Großhirnarterie Schaden. Auch bei einem Schädel-Hirn-Trauma kann es zur Beschädigung des Frontalhirns und des Gyrus cinguli kommen. Diese Form des Mutismus ist eine neurologische Erkrankung keine psychische Störung.
passagerer Mutismus
Passagerer Mutismus als Teil einer Störung mit Trennungsangst bei jungen Kindern (F93.0).
Weitere Ausschlussdiagnosen
frühkindlicher Autismus – tiefgreifende Entwicklungsstörung
(ICD 10 Gruppe F8 / Entwicklungsstörungen; Ziffer F84.0)
Eine tiefgreifende Entwicklungsstörung, die durch eine abnorme und beeinträchtigte Entwicklung definiert ist und sich vor dem 3. Lebensjahr manifestiert; außerdem ist sie durch eine gestörte Funktionsfähigkeit in den drei folgenden Bereichen charakterisiert:
– in der sozialen Interaktion (fehlender Gebrauch von sozialen Signalen; fehlen von Reaktionen auf Emotionen anderer Menschen; mangelnde Integration von sozialen, emotionalen und kommunikativen Verhaltensweisen; besonders fehlen die sozialen und emotionalen Gegenseitigkeiten)
– der Kommmunikation (fehlen eines sozialen Gebrauchs vorhandener sprachlicher Fertigkeiten, wie immer diese auch entwickelt sein mögen; es besteht eine mangelnde Synchronie und Fehlen von Gegenseitigkeit und Gesprächsaustausch; geringe Flexibilität im Sprachausdruck; ein beeinträchtiger Gebrauch von Veränderungen der Sprachmelodie durch Stimmsenkung und -hebung, die die kommunikative Modulation widerspiegeln; ebenso ein Mangel an Begleitgestik, welche die sprachliche Kommunikation betont oder ihren Sinn unterstreicht)
– und im eingeschränkten, repetiven Verhalten (es zeigen sich eingeschränkte, sich wiederholende und stereotype Verhaltensmuster, Interessen und Aktivitäten; es liegt eine Tendenz zu starrem, ritualisiertem Verhalten vor; es können stereotype Beschäftigungen vorkommen; motorische Stereotypen sind häufig zu beobachten; auch kann Widerstand gegenüber Veränderungen von Handlungsroutinen vorhanden sein).
Diese Störungsvariante tritt bei Jungen drei- bis viermal häufiger auf als bei Mädchen.
Schizophrenie (ICD 10 F20.0) Schizophrenie bei Kindern
In extrem seltenen Fällen können bei Kindern Formen von schizophrenen Psychosen etwa ab dem achten Lebensjahr auftreten. Die wichtigsten Symptome dabei sind Sprachzerfall, Kontaktverlust und emotionale Störungen. Schizophrenien bei Kindern vor dem Schulalter sind nicht diagnostizierbar, da die Symptome die Beeinträchtigung des Denkens, Sprechens, der Wahrnehmung und Gefühlswelt voraussetzen und diese Fähigkeiten in diesem Alter noch nicht hinreichend entwickelt sind. Von der kindlichen Schizophrenie, die als plötzlicher Knick in einer bis dahin normalen Entwicklung verstanden wird, muss man den kindlichen Autismus (Kanner-Syndrom und Asperger-Syndrom) unterscheiden. Dieser zeigt sich bereits ab Geburt oder Krabbelalter.
Quelle: ICD 10 F 84.0
Umschriebene Entwicklungsstörung des Sprechens und der Sprache (ICD 10, Gruppe F8/Entwicklungsstörungen; Ziffer F80.0)
Eine umschriebene Entwicklungsstörung ist, wenn die Artikulation des Kindes unterhalb des seinem Intelligenzalter angemessenen Niveaus liegt, seine sprachlichen Fertigkeiten jedoch im Normbereich liegen.
Der Lauterwerb ist verzögert oder abweichend, mit Artikulationsfehlern in der Sprache des Kindes, so dass andere Verständnisschwierigkeiten haben; es kommt zu Auslassungen, Verzerrungen oder Ersetzungen von Lauten und inkonsistenten Lautfolgen.