Mutismus Beratung Schweiz

Selektiver Mutismus – psycho-soziale Angst

Selektiver Mutismus nach der gültigen Definition

Gruppe ICD 11 selektiver Mutismus als Verhaltens- und emotionale Störung mit Beginn in der Kindheit und Jugend; Ziffer B606 und DSM-V

In der ICD-11 der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird der selektive Mutismus als deutlich emotional bedingte Selektivität des Sprechens beschrieben, in dem das Kind in bestimmten Situationen spricht und in anderen, genau definierten Situationen, wiederum nicht. Dabei können beim Kind üblicherweise auch bestimmte Persönlichkeitsmerkmale wie Sozialangst, Rückzug, besondere Empfindsamkeit oder Widerstand gefunden werden.

ICD ist die Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD, International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems) und das wichtigste, weltweit anerkannte Diagnoseklassifikationssystem der Medizin. Es wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) herausgegeben.

Selektiver Mutismus hat in der ICD-11 die Ziffer B606 und gehört somit zur Gruppe der Angststörungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend.

Die Störung beruht nicht auf fehlenden KeElektiver Selektiver Mutismus Beratung Therapie Mutari Methode Schweiznntnissen der gesprochenen Sprache, die in der sozialen Situationen benötigt wird oder darauf, dass der Betroffene sich in dieser Sprache nicht wohlfühlt.

Leitsymptome nach ICD-11 B606

• Selektivität des Sprechens: In einigen sozialen Situationen spricht das Kind fließend, in anderen sozialen Situationen bleibt es jedoch stumm oder fast stumm.

• Vorhersehbarkeit bezüglich der sozialen Situationen, in denen gesprochen bzw. nicht gesprochen wird.

• Häufiges Einsetzen nicht-sprachlicher Kommunikation (in der Außenwelt) wie z.B. Mimik, Gestik.

• Dauer der Störung über mindestens einen Monat.

• Altersentsprechende Kompetenz im sprachlichen Ausdruck, Sprachverständnis und die Fähigkeit zu Sprechen soll vorhanden sein.

Leitsymptome nach DSM-V

Andauernde Unfähigkeit, in bestimmten Situationen zu sprechen, wobei in anderen Situationen wiederum normale Sprechfähigkeit besteht.

• Nachhaltig werden die schulischen oder beruflichen Leistungen oder die soziale Kommunikation erschwert.

• Das Verhalten muss mindestens einen Monat (und ist nicht auf den ersten Monat nach der Einschulung beschränkt) anhalten.

• Die Unfähigkeit zu sprechen ist nicht durch fehlende Kenntnisse der gesprochenen Sprache bedingt oder dadurch, dass der Betroffene sich in dieser Sprache nicht wohl fühlt.

Zu diesen Symptomen beschreibt das DSM-V weitere Merkmale und Störungen, die häufig zusätzlich zum selektiven Mutismus bestehen. Als häufig gleichzeitig auftretende Störungsbilder werden soziale Ängstlichkeit und Störung des Sozialverhaltens mit aufsässigem Verhalten genannt. Außerdem werden eine depressive Symptomatik, Regulationsstörungen von Schlaf, Essen, Ausscheidungsfunktion oder Verhaltenskontrolle erwähnt (Kristensen, 2000).

Steinhauser, H.C. & Juzi, C. (1996) erwähnen im Journal of the American Academy of Child and Adolescent Psychiatry, 35, 606-601, 100 mutistische Kinder, die an erweiternder Symptomatik litten: Enkopresis (Einkoten), Zwängen/Tics, Hyperaktivität, abweichendem Essverhalten, oppositionellem-aggressivem Verhalten (im häuslichen Umfeld), Enuresis (Einnässen), Schlafstörungen, Ängsten, Depression.

Für die Diagnose von Mutismus sind diese Sekunderphänome nicht von zentraler Bedeutung.

Anteil der Mädchen bei selektivem Mutismus

Eine Reihe von Studien geben ein Verhältnis von Mädchen zu Jungen von 1,6-2.6 : 1 an (z.B. Lebrun, 1990; Schoor, 1996; Dopp & Gillberg, 1997; Kumpulainen et al., 1998; Black & Uhde, 1995).

Wird im ICD-10 (1993) noch von einer Häufigkeit bei beiden Geschlechtern ausgegangen, so ist im DSM-IV (1996) bereits das geringfügig häufigere Vorkommen bei Mädchen festgehalten. In den Untersuchungen von Steinhauser & Juzi (1996) beträgt der Anteil der Mädchen bei 100 mutistischen Kindern ebenfalls 1.6:1, in der Studie von Dummit et al. (1997) bei 50 Kindern 2.6:1 und bei den 119 selektiv mutistischen Kindern der smg-Statistik (smg 2000) 2.2:1 (81 Mädchen).

Störungsbeginn

Dummit et al. (1997), Steinhauser & Juzi (1996), Black & Uhde (1995) und Kristensen (2000) erfassen zusammen 234 mutistische Kinder, bei denen der Störungsbeginn im Alter von 2.7 – 4.2 Jahren festgestellt wurde.